Die Regierung will Zugangsanbieter zwingen, Seiten im Internet zu sperren.
Berlin. Die Ermittler sind bundesweit Kinderporno-Anbietern auf der Spur. Gegen Tausende von Verdächtigten ? mehrere Ärzte, ein Küster, ein Priester und ein Fußball-Trainer sind dabei ? laufen jetzt Ermittlungsverfahren. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem weltweiten Geschäft mit sexuellem Missbrauch von Kindern, dem Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) jetzt das Wasser abgraben will: ?Wir schließen die Datenautobahn für Kinderpornografie.?
Vertrieb von Kinderpornografie hat
sich in nur einem Jahr verdoppelt
Bis Sommer 2009 wollen Familien-, Wirtschafts- und Innenministerium das Telemediengesetz entsprechend ändern. Es geht um ein undurchsichtiges Feld der Kriminalität mit großen Wachstumsraten. 2007 hat sich der Vertrieb von Kinderpornografie gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
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Einzelne Porno-Videos werden 50 000 Mal im Monat heruntergeladen. Fahnder, die sich mit dem Thema beschäftigen, brauchen psychologische Betreuung, weil sie die Schreie der kleinen Opfer nicht ertragen können.
Das Bundeskriminalamt hat bereits eine Liste mit 1000 kinderpornografischen Websites, die geschlossen werden könnten. Die für die Herstellung des Filmmaterials oder der Fotos missbrauchten Opfer sind immer jünger geworden, belegt eine britische Studie, auf die sich das Familienministerium stützt: 80 Prozent sind unter zehn Jahre alt, 33 Prozent unter drei und zehn Prozent unter zwei Jahre alt.
Bislang haben sich die in Deutschland operierenden Provider dagegen gesperrt, die illegalen Seiten ? wie etwa in den USA ? eigenhändig zu sperren. Das sei technisch nicht machbar, argumentieren sie. Besser sei es, die Täter zu ermitteln und ihnen das Handwerk zu legen.
Auch wird behauptet, dass technische Filter im Internet als Nebenwirkung das lukrative Geschäft von Versandhäusern schädigen könnten. Erfahrungen in anderen europäischen Ländern widersprechen dieser Ansicht allerdings. In Skandinavien, Italien, der Schweiz und Großbritannien gibt es solche Porno-Sperren seit Jahren. Völlig unterbinden lässt sich Kinderpornografie damit nicht. Das Massengeschäft werde aber zumindest gebremst, sagen amtliche Experten.
Auch rechtlich gibt es wohl keine durchschlagenden Argumente gegen eine gesetzliche Verpflichtung zur Sperrung verdächtiger Angebote. In NRW sind Verfahren gegen Sperr-Verfügungen bereits bis in die letzte Instanz ohne Erfolg durchgespielt worden. Die Bundesregierung ist auch bereit, sich an den Entwicklungskosten für die notwendigen Filterprogramme zu beteiligen, um das Massengeschäft mit der brutalen Vergewaltigung von Kindern zu bekämpfen.
Wirklich wirksam kann dies allerdings nur international geschehen. Weltweit werden nach UN-Schätzungen 1,8 Millionen Kinder zu Prostitution und Pornografie gezwungen. In Deutschland wurden nach offiziellen Angaben im vergangenen Jahr an die 16 000 Kinder missbraucht. Die Dunkelziffer ist dabei sehr groß.
Quelle: http://www.westdeutsche-zeitung.de/?redid=356914
Greetz,
Thomas