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LeGo
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Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von LeGo »

Quelle: https://www.merkur.de/welt/eltern-babys-wickeln-erlaubnis-erziehung-koerper-deanne-carson-paedagogin-zr-90467196.html
[...]Ein Säubern des Intimbereichs ohne Einwilligung des Säuglings könnte sich laut der amerikanischen Therapeutin negativ auf dessen Entwicklung auswirken und üble Konsequenzen haben.

[...] Um die Antwort des Säuglings richtig zu deuten, sollen Eltern „Augenkontakt mit dem Baby halten.“ Damit signalisieren sie dem Kind, dass sie seine Empfindungen ernst nehmen. Konsequenterweise sollen sie die nonverbalen Signale bei ihren Handlungen berücksichtigen. Was zunächst völlig gaga klingt, hat einen durchaus ehrbaren Hintergrund.
Kinder sollen selbst über ihren eigenen Körper bestimmen dürfen[ahaaaa!]

[...] Das Kind soll selbst bestimmen dürfen, wer es anfassen darf und wer nicht. In der Regel behandeln Eltern ihr Kind so, wie es die aktuelle Situation erfordert und, wie sie es für richtig halten. Auch dann noch, wenn das Kind schon sprechen und argumentieren kann. Viele Eltern glauben, die Bedürfnisse ihrer Kinder besser einschätzen zu können als die Kinder selbst [...]

...was wohl bei Babys auch in den allermeisten Fällen richtig sein dürfte. Das Baby weiß (vorher) nicht, wie unangenehm ein entzündeter Windelbereich ist, wie dieser entstanden ist und was Schmerzlinderung verspricht. Progresiver Zeitgeist und Prüderie verbrüdern sich in dieser Superpädagogin.

Es ist völlig richtig, dass sich viele Erwachsene beider Geschlechter oft und völlig unnötig über den Willen von Kindern hinwegsetzen. Die Fixierung auf den Intimbereich ist aber völlig deplatziert und kontraproduktiv - erst recht wenn wir von Säuglingen sprechen. Der Artikel bringt danach weit passendere Beispiele, die aber mit Überschrift und Einleitung nichts mehr zu tun haben (ältere Kinder).

Am Ende bleibt hängen, dass jede noch so sinnvolle Berührung im pfuipfui-Bereich durch nicht autorisierte Personen (was dann ja wenigstens auch mal die Mama sein kann) "üble Folgen" haben könnte. Hoffentlich wird es mittelfristig Lösungen geben, welche diese potentiell traumatisierenden Handlungen obsolet machen.
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Leni
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Re: Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von Leni »

Spiegel online hat mich mehr überzeugt:

"Ob man Carson nun also zustimmt oder nicht: Die Gedanken hinter dem Wickel-Satz sind gar nicht so verkehrt. Die Reaktionen hingegen waren es schon."

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/kinder-sexualpaedagogin-deanne-carson-will-dass-man-babys-vor-dem-wickeln-um-erlaubnis-fragt-a-00000000-0003-0001-0000-000002410304
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LeGo
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Re: Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von LeGo »

spannend auch, dass der Artikel im Spiegel drei Jahre alt ist. Wo hat der Merkur denn den Mist ausgegraben?

Danke für die Ergänzung, Leni. Die "linke Verrückte" (tatsächlich sehr passend) bestätigt leider viele Vorurteile gegenüber ihrer Blase. Der grundsätzliche Ansatz ist ja (wie bereits geschildert) sehr richtig, aber eben in diese Absolutheit völlig realitätsfern und perfekt dazu geeignet junge Eltern ihres identitären Millieus zu verunsichern.

Weder Baby noch Kleinkind sind autonom und das auch nicht auf ihren Körper bezogen. Sie können (und sollten) mit steigender Reife partizipativ in viele Prozesse eingebunden werden - aber auch hier klare Regeln und Grenzen erfahren. Neben der Windel bieten sich auch Ernährung und Zahnhygiene als Beispiele an. Ich kann ja nicht die Zähne meines Grundschulkindes verfaulen lassen (und damit wirklich "üble", weil lebenslange Folgen verursachen), weil das Kind in seiner Selbstverwirklichung andere Prioritäten gesetzt hat.
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Mitleser
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Re: Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von Mitleser »

Klingt alles ein wenig esoterisch, wenngleich der Grundsatz, nämlich mit dem Baby zu sprechen, auch wenn es selbst noch nicht sprechen kann, und Augenkontakt mit ihm zu halten, ja keineswegs verkehrt ist. Durch all diese Interaktionen wird die Beziehung zwischen Eltern und Kindern gefestigt, das Kind fühlt sich geborgen. Und, wie diese Autorin in den weiteren Beispielen ausführt, ist es natürlich richtig, dass ältere Kinder selbst darüber bestimmen dürfen sollen, ob sie geknuddelt werden möchten, ob man ihnen einen Kuss geben darf usw.

Das Zusammenleben ist immer ein Geben und Nehmen und sollte von gegenseitiger Rücksichtnahme und Respekt geprägt sein. Das gilt es zu lehren und zu lernen. Beim Windelwechseln könnten die Eltern also verbal beschreiben, was sie gerade tun, denn wenn sie mit dem Kind kommunizieren, spürt es, dass es den Eltern nicht einfach ausgeliefert ist, sondern es in die Angelegenheit mit einbeziehen.

Und statt zu befürchten, man würde das Selbstbestimmungsrecht eines Kindes einschränken, wenn man ihm erlaubt, sich nie die Zähne zu putzen, sollte man stattdessen lieber ein gutes Vorbild für sein Kind sein. Das gilt auch für alle möglichen anderen Dinge, wie ständig mit dem Smartphone herumspielen usw., ist doch klar, dass Kinder nicht einsehen, warum sie so etwas nicht dürfen, wenn Mama und Papa es ihnen ständig vormachen...
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Leni
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Re: Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von Leni »

Zum Glück haben mein Mann und ich das sehr unverkrampft gesehen: Wer gerade Zeit hatte, wenn das Baby gemüffelt hat, ab auf den Wickeltisch, da wusste dann auch das Baby was jetzt geschieht. Kann mich nicht erinnern, dass es dabei Probleme gab.
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Zidane
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Re: Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von Zidane »

Leni hat geschrieben:Kann mich nicht erinnern, dass es dabei Probleme gab.
Du darfst hier einiges nicht vergessen. Normalerweise herrscht zwischen dem Kind und dem Elternteil erst einmal ein grundsätzliches Vertrauenverhältnis.
Auch ohne diesen Artikel habe ich es schon vor 26 Jahren bei meiner Tochter gemacht. Auch das Wickeln ist nicht nur eine Interaktion, sondern auch ein sehr intimer Moment. Achte ich hier schon nicht die Grenzen, wenn das Kind durch weinen anzeigt, dass etwas nicht stimmt. Dann sollte ich mich nicht wirklich wundern, wenn es die eigenen Grenzen auch später nicht wirklich durchsetzen kann.
Es ist kein Dialog zwischen zwei Erwachsenen, und deshalb schon nicht vergleichbar. Es ist aber schon beim Säugling von der ersten Minute an zu erkennen, ob es sich dabei wohlfühlt oder nicht.
Bei meiner Enkeltochter erlebte ich, dass sie sich ungern wickeln ließ und liebers eine volle Windel ertrug. Hier war es der Kindsvater, der zwar wickelte. Dies aber mit Abscheu "schnellstens" durchzog egal ob mit oder ohne Heulen. Erst als sich das änderte, konnte meine Enkeltochter auch wieder das Wickeln annehmen und hatte dann kaum noch Probleme damit.

Ich sehe es nicht als Dogma oder Zwang an. Ich sehe es eher als Anregung an, für alle Erwachsene, wie sie mit den Grenzen von Kindern umgehen wollen.

Ich finde es immer erstaunlich, auf der einen Seite immer von Verantwortung für das Kind zu lesen, und dann gleichzeitig mit Hasstiraden etwas verächtlich zu machen, was als Anregung (Tipp) gesehen werden sollte.
LeGo hat geschrieben:Die "linke Verrückte" (tatsächlich sehr passend) bestätigt leider viele Vorurteile gegenüber ihrer Blase.
Schade ...
Denn es hört sich oft danach an, dass ich dann auch ruhig ein Baby schlagen kann, weil es nichts merkt und eh vergisst ...
Ihr Tipp: Eltern sollten Babys um Erlaubnis bitten, bevor sie deren Windeln wechseln.
"Das Schlimme an dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind." - Bertrand Russell (1872 - 1970)
"Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln." - Astrid Lindgren (1907 - 2002)

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LeGo
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Re: Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von LeGo »

Dass was Du, Zidane, aber auch Mitleser schreiben sind gute Zusammenfassungen von einem positiven Umgang. So haben es vor der Sexualpädagogin Deanne Carson auch schon viele andere Experten zusammengefasst.

Sie aber geht einen Schritt weiter und fordert Eltern auf, prinzipiell um Zustimmung zu bitten. Das ist etwas anderes wie das Beachten verbaler und körperlicher Reaktionen, einem liebevollen und aufmerksamen Umgang und etwas anderes als natürlich mit einem Baby zu sprechen, bevor es das gesagte Verstehen kann (wie sollte es sich auch anders an das Klangbild gewöhnen und dieses später imitieren).

Ich habe in der Krippe gearbeitet und natürlich habe ich Kinder erst gewickelt, wenn sie mir vertraut haben. Bei Eingewöhnungen macht dies erst weiterhin die Mutter, bis das Kind diese Handlung auch bei der neuen Bezugsperson gerne hat. Nach Deanne Carson hätte es dann bei erfolgtem Vertrauenszuspruch aber kein Rudelwickeln (z.B. nach dem Mittagsschlaf) geben dürfen und das Kind könnte jederzeit bei vollgeschissener Windel entscheiden, ob und wen es da gerade ranlässt. Das ist weder praktikabel, gesundheitsförderlich und wird auch mittelfristig nicht zu einem Plus an Vertrauen führen.

Und genau das macht die Bezeichnung "linke Verrückte" nachvollziehbar. Sie setzt das nicht Ernst nehmen ihrer "Anregungen" in Relation zu völlig albernen Kindesmissbrauchszahlen (die alleine schon den Begriff rechtfertigen würden) und zeigt so wessen Geistes Kind sie ist: Drittwellenfeministin durch und durch, Missbrauch überall, ihre ideologiegetränkten Theorien und "Anregungen" über jede Vernunft.

Das Problem ist: Das Befolgen kann das genaue Gegenteil dessen bewirken, wogegen wir kämpfen. Kinder brauchen Grenzen. Sie schaffen Vertrauen und machen es ihnen erst möglich Autonomie zu erarbeiten, selber Grenzen zu setzen. Ich habe genügend dieser Konstellationen erlebt, in denen Kleinkinder angebettelt wurden, dass man jetzt die Windel wechseln oder die Straßenschuhe im Haus ausziehen darf. Meist wurden diese Situationen dann durch irgendeinen Deal gelöst (Süßigkeiten, Ipad, etc.). Dass es nicht verhandelbare Dinge gibt - zu denen doch auf jeden Fall die Grundhygiene zählen dürfte - haben sie nicht gelernt. Diese Kinder sind anfälliger für manipulatives Verhalten Erwachsener. Man kann ja alles Unangenehme irgendwie durch einen Deal lösen.


Ich weiß nicht, wie man da auf das Schlagen von Babys kommen kann und bitte Dich es irgendwie logisch zu begründen oder einfach mal so einen Quark zu lassen.
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Zidane
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Re: Merkur: "Pädagogin rät: Eltern sollen Babys vor dem Wickeln um Erlaubnis fragen"

Beitrag von Zidane »

Ich weiß was es heißt Grenzen der Kinder zu akzeptieren. Das bedeutet aber auch eigene Grenzen zu kennen und einzuhalten. Und bei einem Säugling von Grenzziehung zu schwadronieren ist schon eigenartig. Wenn Kinder später weniger Einsicht sondern falsche Grenzen ziehen, ist es oft auch ein Zeichen, dass diese schon vorher falsch gesetzt wurden.

Ich habe es erklärt, wie ich es sehe. Und Du bringst auch Aussagen, was evtl. falsch gehen kann.

Aber witzigerweise bestätigst Du indirekt meine Aussage, indem Du sagst, dass Du nur dann wickelst, wenn es ein Vertrauensverhältnis gibt. Und man muss kein "Massenwickeln" veranstalten. Jedenfalls kenne ich es so nicht.

Ich muss auch nicht weiter ausführen, weil ich eher das Gefühl habe, dass es Dir eher darauf ankommt gleichzeitig ein politisches Pamphlet abzulassen. Darauf werde ich auch nicht weiter eingehen.

Und zum Schlagen? Damit wollte ich verdeutlichen, dass es zu viele Menschen, so auch Pädagogen, gibt, die leider immer noch glauben, dass Babys kaum etwas können, wahrnehmen, empfinden und mitbekommen. "Sie müssen ja alles noch lernen ..." Aber dem ist nicht so. Gefühle und Empfindungen sind unabhängig des Bewusstseins vorhanden. Und wie der Umgang damit ist, kann vielen Verhaltensweisen eine Grundlage geben. So auch die Wahrnehmung eigener Grenzen.

Kinder hatten früher gar keine Rechte. Wir sind mittlerweile soweit, dass es eines der wichtigsten Grundlagen erlernt. Das NEIN-Sagen. Die einzige Kritik, die ich in dieser Entwicklung sehe, ist immer noch, dass wir als Erwachsene, auch als Pädagogen, noch nicht dem Kind auch das JA-Sagen beibringen.
"Das Schlimme an dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind." - Bertrand Russell (1872 - 1970)
"Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln." - Astrid Lindgren (1907 - 2002)

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