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sus
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von sus »

oO

ach base-pfanne W (namensbezeichnung copyrighted by Yutaro)

es wäre nyce wenn du deine abartigen Phantasien von abstrakter Orthographie, schwerer Misshandlung einfacher Grammatik, Publikation sadistischer Satzbauregel-Verstöße und der offensichtlichen Sprachvergewaltigung mit enormer Wiederholungsgefahr an einem anderem Ort als diesen Literaturwettbewerb ausleben würdest >____>


ist es so schwer, sich wenigstens bei etwas derartigem Mühe zu geben? oder nen Lektor zu suchen?
Ich frage mich, wie unendlich schön es sein muss, alles Leben auf der Welt zu überdauern. Asche ist soooo~ schön. Ich wünschte, die Welt würde noch heute anfangen zu brennen c.c
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Schumpelchen
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Schumpelchen »

Eine Bitte von mir: Bitte nicht gleich wieder löschen! *fleh*

Lieber Kettensägenmann
Wenn ich jetzt aber eine Geschichte schreibe, die länger wie 10.000 Zeichen ist, darf ich die dann in zwei Teilen hier einstellen? Oder löschst du mich dann gleich wieder?
Gibts du mir bitte eine ehrliche Antwort, statt mich wieder abzusägen? :|

Weil ehrlich: so kurze Geschichten sind schwer zum Schreiben.
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kafka
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von kafka »

Schumpelchen hat geschrieben:Weil ehrlich: so kurze Geschichten sind schwer zum Schreiben.
Eröffne einfach einen zweiten Account, dann kannst du zwei Geschichten schreiben, die aufeinander aufbauen.

:wegrenn:
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Schumpelchen
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Schumpelchen »

Lach!"

So eine Idee kann nur von Franz Kafka kommen. :lol: 8)

Ich meinen es aber ernst. Drei Seiten sind erbärmlich wenig. Das reicht für einen doofen Schulaufsatz.
Ich HASSE Schulaufsätze!!! :evil:
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Sairen
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Sairen »

Weil ehrlich: so kurze Geschichten sind schwer zum Schreiben.
Ich habe auch theoretisch 750 Wörter zu viel, und musste mich schon knapp halten. :wink:
See you on a dark night
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Horizonzero
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Horizonzero »

Naja - die Regel sollte schon eingelalten werde.

@ Knuddelinchen - reiche doch den Beginn einer Fortsetzungsgeschichte als Text ein, und wenn der Wettbewerb abgeschlossen ist, kannst Du darauf aufbauen - -
nur mal so als Vorschlag, ist nicht im Team abgesprochen.
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sus
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von sus »

Spass zu dritt, zu zweit und allein...
Eine wunderfantaschöne Kurzgewaltigeschichte made by sus


"Schön, dass du hier bist, Ennie. Freut mich wirklich sehr. Komm, lass uns in das Sprechzimmer gehen. Dort können wir in Ruhe reden. Nochmals, schön, dass du hier bist."
"Als hätte ich irgendeine Wahl..."
Murrend schob sich die Elfjährige in die beorderte Richtung.
Stefan sah ihr nach und seufzte. Ein traurige Geschichte. Sie liebte ein Monster. Nun, wo alles ans Licht kam, war es an ihm das arme Kind zu unterstützen. Es aufzubauen. Das war sein Beruf. Und bei Fällen wie diesen war er stets zu tiefst getroffen. So folgte er ihr schweigend in das Zimmer und schloss die Tür.
"Also mein Liebes, ich höre dir einfach zu. Wenn du magst, dann sprich frei aus dem Herz heraus. Alles klar?"
"Macht euch das eigentlich Spass? Ist das so eine Art Geilheit, die sich bei euch zeigt, wenn ihr noch mal nachtretet?"
Jetzt war der Therapeut sichtlich verwirrt. So sehr, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie das Mädchen zur Tür ging und diese öffnete.
"Lina, los komm, wir spielen was lustiges!"
Kaum wurde das andere Mädchen herbeigerufen, stand sie auch schon in der Tür. Das von einem Grinsen durchzogene Gesicht wurde von braunen, vorne herabhängenden und hinten zu einem Zopf gebundenen Haaren halb verdeckt, eine Mütze versteckte die Stirn und auf ihrem schwarzen Kapuzenpullover prangerte die Aufschrift "Hate yourself" in großen weißen Buchstaben. Ihre weite, ebenfalls schwarze Hose war mit einem Gürtel verziert, der um eines der Beine gebunden wurde. Und an diesem Gürtel hing - Ein Messer.
Stefan war nun mehr als besorgt, doch in Verwirrung und Besorgnis, nahezu Handlungsunfähig. Er fürchtete, es könne was schlimmes passieren. Das Grinsen des Mädchens verzog sich ins diabolische, sie zeigte Zähne und ihre Augen strahlten die finstersten Gedanken aus. Fast panisch griff er zum Telefon. Kein Freizeichen.
"Ich glaub, ich hab versehntlich die Leitung durchtrennt."
Fast nebenbei, mit kühler Stimme ließ sie diese Worte fallen, während sie gerade die Tür des Sprechzimmers von innen verbarrikadierte. Sie grinste nun in seine Richtung. Und für einen Moment wirkte es, als stünden ihre Augen in beißenden Flammen.
Er wollte aufstehen, doch mit einem Satz war Lina direkt zu ihm gesprungen und hielt ihm das Messer an die Kehle.
"Denk nicht mal daran..." war die erneut kühle ausgesprochene Mahnung.
"Oh, und falls du das hier suchst..."
Ennie holte das Mobiltelefon des Therapeuten aus der Tasche, öffnete es, nahm den Akku und die Karte heraus, und ließ es fallen. Sie stampfte ein paar mal darauf herum, dann verschluckte sie unter einigen Anstrengungen die kleine Karte, und ging zu Fenster.
"Wie gut, dass dieses Büro seine Fenster nur so kurz unter Zimmerdecke hat. Du könntest sonst noch auf dumme Gedanken kommen."
Sie nahm einen Stuhl herbei, kletterte über diesen auf ein Regal zu einem aufgekippten Fenster und warf den Akku in den Innenhof. Dann schloss sie das Fenster, schob den Stuhl beiseite und gesellte sich zu Lina und dem selbsternannten Kinderexperten.
"So du Bastard. Du hast mir mein Leben ruiniert. Du, und all die anderen denen du nachredest, und niemals hinterfragen würdest. Und jetzt werden wir dich solange daran teilhaben lassen, bis du uns anflehen wirst, dich umzubringen. Oh wir werden ja so viel Spaß haben!"
Sie begannen ihn mit einem Stück draht zu fesseln, fest genug, um bereits blutende Wunden in die Handgelenke zu reißen. Dann schlugen beide Mädchen mit ihren Fäusten in sein Gesicht, wobei sie einige Beschimpfungen und Flüche ausspien. Und dann, kurz darauf hielten sie inne.
"Hm, das ist langweilig, machen wirs anders."
Lina seufzte und ließ ihre Blicke durch den Raum schweifen. Ein paar Kinderfotos eines Mädchens. Auf einem davon war ihr geliebter Therapeut zu sehen. Zusammen mit einer Frau. Von dem Mädchen gab es noch mehr Fotos, ja sie wurde immer älter. Auch der Kerl war öfters mit dabei. Die Frau allerdings nicht.
"Hey, ist das da deine Ehefotze?", spie Lina aus, nicht ohne dabei leise zu kichern.
Der Mann nickte nur, und sah zu Boden.
"Hey, Ennie, die Frau ist nur auf den frühen Fotos."
"Also ist sie entweder tot, oder abgehauen. Ich tippe auf Selbstmord. Er muss ein wirklich schlechter Liebhaber gewesen sein."
"Oder er hat sein Töchterchen mehr geliebt als sie, und sie hat das nicht verkraftet."
Das hat gesessen. Stefan, dem nunmehr hilflosen Mann in Drahtfesseln, wurde flau im Magen. Wie konnten sie es wagen, seine verstorbene Frau so zu verhöhnen?
"Sagen Sie, herr Therapeut, wie ist das so, wenn man sein eigenes Blut begehrt? Macht einen das erst so richtig geil? Oder ist das eher so eine Art Spass nebenbei?"
Ennie winkte fröhlich vor seinem Gesicht herum und kicherte.
"Das was sie da in meinen Ex-Freund interpretiert haben lässt tief blicken. Schlimme, wirklich schlimme Gedanken, die sie da haben."
"Was soll man schon anderes Denken können, wenn man die Berichte über ihn liest?"
Stefan sah das Mädchen mit fast schon wütenden Blicken an. Ohnmacht und Zorn machten sich in ihm breit.
"Na zum Beispiel, dass die Berichte von jemandem verfasst wurden, der eine noch viel abartigere Fantasie besitzt als Sie". Das Mädchen strafte seine rebellische Antwort nun mit ein paar Tritten in das Gesicht. Lina hatte ihn dafür extra von seinem Stuhl auf den Boden gezerrt und ihn auf den Rücken geworfen.
Dann stand Lina auf. Ennie tat es ihr gleich. Sie schauten sich an, vergnügt und kichernd flüsterten sie sich ein paar Sätze zu, dann stürmte Lina heraus aus dem Sprechzimmer. Die Barrikade achtlos zur Seite geräumt, sprang sie aufg den Tisch der Artzthelferin, überwältigte diese und warf sie zu Boden. Dann wurde die hilflose Frau gefesselt, geknebelt und von Ennie mit einem Stuhl bewusstlos geschlagen.
Kurz darauf kamen die beiden Kinder mit ein paar Akten wieder in das Sprechzimmer. Lina verbarrikadierte erneut die Tür, und Ennie ließ sich neben dem Psychotherapeuten auf den Boden fallen, ein paar Akten vor das Gesicht haltend. Patientenakten. Allesamt Kinder. Opfer der grausamsten Verbrechen. Dann setzte sich Lina daneben, nicht ohne vorher noch über den Artzt zu treten, und dabei ein paar mal nachzustampfen.
"Los, lies vor." kicherte Lina und sah erwartungsvoll zu Ennie herüber.
"Okay, aber statt dem bösen Täternamen, und so, werde ich einfach Dr. Stefan Walters lesen, okay?"
"Auja. Das ist gut."
Und sie lasen sich sämtliche mitgebrachte Fallakten gegenseitig laut vor. Hin und wieder lacfhten sie kurz auf, sahen zu ihrem Opfer hinüber und ab und zu schlugen sie auch mal hart zu. Nach und nach floss mehr Blut, auch das Messer wurde schon das ein oder andere Mal eingesetzt, um tiefe Spuren zu erzeugen. Das alles in dem Wohlgefallen ihrer dunklen Manie.
"Oh, jetzt kommt eine besonders harte. Die ist böse. Ich liebe sie!"
Ennie reichte Lina kurz die Akte rüber, worauf diese die Augenbrauen kurz hob und das Grinsen vom Auftakt noch einmal zeigte.
Stefan, fast ohnmächtig vor Schmerz und Wut, unfähig sich zu befreien, stöhnte auf. Das war Alinas Akte. Der schlimmste und grausamste Fall, den er je hatte. Selbst jetzt nach 5 Jahren ist das arme Kind noch immer total verstört. Er war sich sicher, das sie nichts gutes vorhatten.
"Dafür werdet ihr in der Hölle landen", stöhnte er.
Beiläufig zischte eine Antwort aus Linas Mund heraus - "Geht nicht. Der Teufel gab mir Hausverbot. Tja, muss wohl hierbleiben"
Und dann las sie vor. Vom Vater, den betrunkenen Freunden die jener an dem einen Abend auf Alina loslies, den Hunden, dem Keller. Alles. Bis ins kleinste Detail. Hin und wieder unterbrachen sie die Lesung mit einem schallenden Gelächter. Und dieses Gelächter unterbrachen sie dann für eine zynische Bemerkung. Und dann kam noch mehr Hohn und Gelächter.

Das waren keine Mädchen. Es waren Bestien. Ihr Blut war so verdorben, so finster und so boshaft, dass es einem Toxikum glich, das alles um die beiden herum in tiefste Verzweiflung zu ziehen erpicht war. Ebenso vergiftet waren ihre Gedanken und ihr perverses Vergnügen, andere zu quälen.

"Okay, das wird langweilig" sagte Ennie plötzlich und zog Lina zu sich. Sie tuschelten etwas. Dann sprach sie zu dem Artzt, sich vor ihn kniend und mit zu ihm gesenktem Haupt: "Okay, dir steht frei uns anzuflehen, wir mögen dich endlich erlösen. Und als kleinen Anreiz, wird Lina jetzt ein bisschen an dir herumdoktorn."
"Echt jetzt, du solltest uns darum bitten", sprach Lina mit einem fast anmutigen Lächeln auf den Lippen. "Ist ja nicht so dass du da alleine wärst. Schau mal, die Gutachterin die Ennies Freund -"
"Den ich nebenbei immer noch über alles Liebe!"
"Ja also die Gutachterin jedenfalls, die hat auch darum gebettelt. Sei geehrt. Sie hat schon nach zehn Minuten aufgegeben."
"Ja, aber da warn wir auch echt fies." Ein Kichern. Ein Glucksen. Und beide Grinsten boshaft.
Dann zückte Lina wieder ihr Messer, und begann liebevoll einen Finger abzutrennen. Stefan schrie vor Schmerzen auf.
"Und vergiss nicht, sein verkümmertes Schwänzchen abzusäbeln. Und die Augen. Denk an die Augen!"
"Oh ja, die Augen" keifte Lina und stach mit aller Kraft in das rechte Auge hinein.
Stefan wollte widerstand leisten. Wollte die Marter überstehen. Doch er war schwach.
"Bitte", röchelte er, "tötet mich endlich..."
Seine Worte waren sehr schwach. Kamen kaum heraus.
Dann standen sie beide auf.
"Wurd ja auch Zeit. War das echt so schwer? Vier dumme, kurze Worte? War das echt so unglaublich schwierig?"


- Ende -


[Text nach Überprüfung durch das Team wieder aktiviert. GLF-Moderation]


btw: ich hab grob abgeschätzt (hab nix zum zeichen zählen parat), müsste etwa genau die länge haben die vorgegeben wurde (durch die vielen Zeilenumbrüche und Absätze etwas schwierig zu schätzen^^)
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Denker »

@sus
Wie war das mit den Gedanken und Phantasien?
Das lässt tief blicken...

Gruß
Denker
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Sairen
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Sairen »

N' richtigen Torture Porn haste uns da serviert :shock:
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kafka
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von kafka »

sus hat geschrieben:ich hab grob abgeschätzt (hab nix zum zeichen zählen parat), müsste etwa genau die länge haben die vorgegeben wurde (durch die vielen Zeilenumbrüche und Absätze etwas schwierig zu schätzen^^)
http://www.woerter-zaehlen.de/

8122 Zeichen - alles im Rahmen. :)
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von sus »

kafka hat geschrieben:8122 Zeichen - alles im Rahmen. :)
und ich idiot hab in meiner angst des überschreitens auch noch wie ein irrer mit der kürzenden schere gewerkelt >__>

jetz is doch das ende total gehetzt und die großartizynische stelle mit der moralinkontinenz musste auch leiden v__v
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Denker »

So, meine Geschichte ist nicht neu, aber ich möchte sie gern zur Wahl stellen :wink:
Außerdem weiß ich nicht, ob ich meine neue Idee bis zum 06.12 soweit fertig kriege, dass ich sie Euch präsentieren kann...

Also bitte, hier ist sie. Vielleicht hat sie ja jemand noch nicht gelesen.

Der Morgen danach

Eigentlich war alles wie immer. Wie jeden Tag musste er früh am Morgen aus dem Haus. Die Arbeit rief. Manchmal kann man sich die Ohren gar nicht fest genug zuhalten, so laut war ihr Ruf. Dieser Gedanke belustigte ihn, und deshalb war es auch gar nicht so schlimm, dass es heute wieder hundekalt war. Gestern noch sah es danach aus, als ob der Frühling gewinnen würde. Na ja, dann musste er eben noch etwas warten.

Der Grund für seine Fröhlichkeit war die tägliche Begegnung auf dem Weg zum Auto. Seine Nachbarn hatten eine niedliche Tochter, die schon immer seine Aufmerksamkeit in den Bann gezogen hatte. Er wusste auch warum, denn er hatte schon vor Jahren festgestellt, dass die ganze Hysterie um die Pädophilen nicht stimmen konnte. Schließlich hatte er sich eingestehen müssen, dass er selbst einer ist. Nach dieser Erkenntnis ergab alles plötzlich einen Sinn, alles passte zusammen. Außerdem: Er hatte in seinen 44 Lebensjahren noch niemals ein Mädchen ohne deren Willen auch nur berührt. Und er hatte noch niemals einem Mädchen sein sexuelles Interesse gezeigt. Damit war er bisher immer zurecht gekommen, auch wenn er damit nicht immer glücklich war. ‚Es ist für alle das Beste‘, waren seine Gedanken, mit denen er sich immer wieder aufzubauen versuchte.

Aber nicht die Nachbarstochter konnte ihn an einem so einem kalten Morgen erfreuen, es war deren Freundin, welche sie jeden Früh auf dem Weg zur Schule abholte. Sie hieß Lana. Sie war so anmutig, so herrlich frech, mit ihren 10 Jahren schon so weit und doch noch immer Kind… Wenn sie lächelte, ging die Sonne ein paar Stunden früher auf, und nach jeder Begegnung schwebte er beinahe den restlichen Weg zur Arbeit, bis ihn dort der Alltag wieder einholte. Aber das war dann egal, denn allein der Gedanke an sie war wunderschön wie sie selbst. Dabei hatte er von ihr noch nicht wirklich viel gesehen. Jeden Tag schien sie noch stärker in ihren Winterklamotten vermummt zu sein. Manchmal schien selbst das Gesicht verdeckt. Ja, ihr Gesicht! Gleich kam er wieder in’s Schwärmen. Dabei hatte er von diesem Gesicht im Halbdunkel der Straßenlaternen auch mehr erahnen müssen, als er sehen konnte.

Heute war es aber anders! Er lächelte wie jeden Morgen und grüßte zu den beiden Mädchen. Lana drehte sich dieses Mal zu ihm und winkte ihm freudestrahlend zu: „Heute ist ein ganz besonderer Tag! Meine Mutti hat es endlich erlaubt! Du kannst mich heute besuchen kommen!“ Dann lief sie auf ihn zu: „Bitte, Du kommst doch, ja?“ Er hockte sich zu ihr hinunter und sah in ihre Augen. Sie waren tatsächlich rehbraun und leuchteten wie Sterne. Es war vielleicht unvernünftig, aber er konnte nicht anders: „Wann soll ich bei Euch sein? Deine Mutti ist doch hoffentlich auch da?!“ „Ja, na klar! Sie freut sich darauf, Dich kennen zu lernen, hat sie gesagt! Heute Abend um fünf. Oh, ich freu‘ mich ja so!“ Mit diesen Worten hüpfte sie davon, was bei ihrer Größe dann doch etwas irritierend aussah. Doch das störte ihn gar nicht. Vielmehr fragte er sich, worauf er sich da gerade eingelassen hatte.

Die Fahrt zur Arbeit und der restliche Tag verliefen wie in Zeitlupe. Mehr als einmal haderte er mit sich, einfach abzusagen. Doch das wollte er Lana nicht antun, und er wollte es sich nicht antun. Er war so glücklich über die Einladung, dass er alle negativen Gedanken weit von sich schob. Es war für ihn die normalste Sache der Welt, dass ein kleines Mädchen ihn zu sich nach Hause einlud! ‚Die Mutter ist ja auch da‘, beruhigte er sich, ‚ ich darf mich nur nicht verraten.‘ Den Spießrutenlauf im Dorf konnte und wollte er sich nicht leisten. Oft hatte er schon darüber gegrübelt, sich jemandem anzuvertrauen. Aber jedes Mal hatte er das Risiko doch gescheut, an den falschen zu geraten. ‚Irgendwann passiert es sowieso. Warten wir es ab!‘ Mit diesen Gedanken hatte er bisher immer dieses Thema für sich beendet, und so tat er es auch heute. Pünktlich 17:00 Uhr stand er an ihrer Wohnungstür. Eigentlich brauchte er von sich zu Hause nur wenig mehr als 8 Minuten bis hier her, heute hatte er es in 6 geschafft und war dann noch einmal eine Runde gelaufen, weil er nicht schon 16:45 Uhr klingeln wollte. Der Gong war noch nicht verhallt, da riss Lana schon vor ihrer Mutter die Haustür auf. Es war, als hätte sie dahinter gewartet.

Sie sah hinreißend aus! So genau hatte er sie noch nie betrachten können. Ihr von den halblangen, welligen Haaren umschlossenes Gesicht, welches er bisher nur im Dunkeln sehen konnte, war im Hellen noch viel schöner. Die kleinen Grübchen fielen ihm sofort auf, weil sie ihn so herzergreifend offen anlächelte. Ihre langen Beine in den hellgrauen Leggins waren fast perfekt gerade. Es deutete sich nur ein klitzekleines X an, was er jedoch auf den Umstand schob, dass sie vielleicht doch etwas verlegen sein könnte. Ihr weißes Strickkleid schmiegte sich an ihren schlanken Körper, obwohl es eigentlich relativ weit geschnitten war. Die schmalen Hüften zeichneten sich deshalb auch nur ansatzweise ab, was ihm überaus gut gefiel. Ihr Oberkörper war so, wie er es sich in seinen Träumen immer vorgestellt hatte: 10 Jahre alt und ohne sichtbare Spuren der nicht aufzuhaltenden Veränderungen der kommenden Jahre... Er zwang sich, den Blick von ihr zu wenden!
„Ja, das hat sie von mir. Sie kann mit ihrem Auftritt ganz schön beeindrucken“, hörte er ihre Mutter sagen. Auch sie war mit ihren schätzungsweise 35 Jahren noch wirklich attraktiv anzusehen. Verwirrt horchte er in sich hinein, weil es sehr lange her war, dass er solche Empfindungen bei einer erwachsenen Frau hatte. „Kommen Sie doch bitte erst einmal herein.“ Lana’s Mutter schloss die Tür. „Bitte nennen Sie mich Jennifer.“ Sie nahm ihm seinen Mantel ab, und sie gingen in die gemütlich eingerichtete Wohnküche. „Möchten Sie etwas trinken? Vielleicht einen Kaffee?“ Kurz darauf bereute sie dieses Angebot. Sie dachte an diesen blöden Kaffeeautomaten, mit dem sie schon seit Wochen nur Schwierigkeiten hatte. Eigentlich war sie noch nie wirklich damit zu recht gekommen, aber ihre Eltern hatten ihr dieses Teil beinahe aufgedrängt: „Lana ist unsere einzige Enkelin. Du kannst doch nichts dafür, dass ihr Erzeuger keine Verantwortung übernehmen wollte. Vielleicht hilft er Dir, einen netten Vater für sie zu finden.“ Bei dem Gedanken lächelte sie. Wer weiß, was sich alles so ergeben kann. Schade nur, dass ihre Tochter diesen Thomas zuerst gefunden hat.

Inzwischen hatte Lana ihn vollends in Beschlag genommen. Was sie alles wissen wollte, wie viel sie ihm in wenigen Sekunden erzählen wollte, er konnte es sich nicht merken. Er sah auf ihre sich andauern bewegenden Lippen, er sah ihre leuchtenden Augen, er prägte sich jedes Detail ihres Gesichtes ein. Obwohl sie auf der anderen Seite des Tisches auf ihrem Stuhl kniete, war er glücklich, ihr so nah zu sein.
„Thomas, oh entschuldigen Sie! Darf ich Sie Thomas nennen? Meine Tochter hat mir Ihren Namen verraten. Könnten Sie mir bitte bei dieser Sch…maschine helfen?“ Sie unterdrückte ihren Fluch beinahe noch rechtzeitig, und er war Kavalier genug, nicht darauf einzugehen. Die Bedienung der Kaffeemaschine war aber auch kompliziert, zumindest war nicht gleich auf den ersten Blick zu erkennen, welche Handgriffe nötig sind für einen wohlschmeckenden, frischen Kaffee. Dabei sollte es mit diesem Hightech- Gerät doch kein Problem sein, schließlich wurden sogar die Bohnen erst frisch gemahlen. „Haben Sie die Beschreibung für die Maschine?“ Und wieder unterdrückte er eine Bemerkung, als sie das relativ dicke Heft noch in Folie verschweißt aus der Küchenschublade holte. „Sie müssen entschuldigen“, sagte sie, „mit der Technik stand ich schon immer auf Kriegsfuß.“
Er entschuldigte diese Tatsache gern, schließlich machte es sie irgendwie sympathisch. Wieder verwirrten ihn diese Gedanken, und er sah irritiert zu Lana. Die war aber immer noch dabei, ihn einfach nur glücklich anzuhimmeln.
‚Was passiert hier‘, dachte er sich, ‚ich bin doch wegen Lana hier!‘
Von all‘ dem bekamen - wie so üblich – seine beiden Tischnachbarinnen nichts mit. Jennifer begann zu reden, und sie wurde nur selten von ihrer Tochter ergänzend unterbrochen, wenn sie etwas nicht ausführlich genug beschrieben hatte. Es tat so gut, den beiden zuzusehen und zuzuhören. Wenn Lana nur etwas nach ihrer Mutter kommt, dann wird sie eine wahrhaft hübsche junge Frau werden. Der sie einmal für sich gewinnt, der kann sich glücklich schätzen! Hoffentlich verliert sie nichts von ihrer Unbeschwertheit, wenn sie älter wird… Er riss sich aus seinen Gedanken. Jennifer sprach davon, wie ihre Tochter sie seit Monaten regelrecht genervt hat, wie sie von jeder noch so kleinen Begegnung mit ihm geschwärmt hat. Anfangs hatte sie ihre Tochter gewarnt: „Pass‘ auf, dass Du immer schön auf Abstand bleibst. Wir kennen ihn nicht und wissen nicht, was er von dir will!“

„Ich habe Sie beobachtet“, hörte er Jennifer sagen. Er schrak zusammen! Sollte sie ihn durchschaut haben? Sollte sie erkannt haben, warum er nicht gedankenlos an ihrer Tochter vorbei gehen konnte? Ist heute der Tag, vor dem er sich schon so lange fürchtete, und den er tief im Herzen doch so sehr herbeiwünschte, um endlich mit dem Versteckspiel wegen seiner Neigung aufhören zu können? „Sie sind ein guter Mensch.“ Diese Worte brauchten eine Weile, bis sie zu ihm durchdrangen. „Ich glaube, wenn Sie einer von den Pädophilen wären, die in Lana nur ein Sexobjekt sehen, dann hätten wir das inzwischen gemerkt.“
Er wollte aufspringen, er wollte aufschreien: „Ich BIN ein Pädo, aber wie kommen Sie darauf, dass mich Ihre Tochter nur sexuell interessiert? Sie ist so ein liebenswerter Mensch! Alles, was ich bisher von ihr mitbekommen habe, wie sie sich gibt, wie sie redet, lacht, wie allein ihr Anblick mich glücklich macht, das alles stellt meine sonstigen Gefühle sowas von in den Schatten!“
Er blieb aber stumm. Der Kloß im Hals wich auch nur langsam, obwohl Lana’s Mutter von den Wünschen ihrer Tochter sprach, wie sehr sie sich einen Vater wünscht, wie gern Lana Zeit mit ihm, Thomas, verbringen würde.
Von seiner Gefühlsachterbahn bekam Jennifer nichts mit, dazu war sie viel zu aufgeregt. Schließlich war es ihr erstes Date seit Jahren. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte sie schon, weil sie ihre Tochter ja eigentlich benutzt hatte, ihn zu sich nach Hause zu locken. ‚Ob er auch ohne sie hergekommen wäre‘, dachte sie, während sie Lana und Thomas neben sich am Tisch beobachtete. ‚Wie sie sich verstehen, wie sie sich ansehen, als ob sie schon immer ein Herz und eine Seele sind!‘ Ein kleiner Gedanke wollte sich in ihr bemerkbar machen, aber mit einer sichtbaren, jedoch von den beiden anderen nicht bemerkten Handbewegung wischte sie ihn weg: ‚Das habe ich für mich geklärt! Ein Mensch wie er kann meiner Lana nicht weh tun, egal was sie so anstellen!‘ ‚…egal, was sie anstellen?‘, aber auch diesen Gedanken wischte sie weg, ‚Lana ist doch noch ein Kind. Er wird nichts tun, was sie nicht will. Also brauche ich mir keine Gedanken zu machen!‘

„Was haltet Ihr beide vom Abendbrot? Haben Sie noch soviel Zeit, Thomas? Lana, vielleicht zeigst Du unserem Gast mal Dein Zimmer?“ Er hatte eigentlich keine Zeit, er hatte sich für heute noch so viel zu Hause vorgenommen. Aber das war egal, so wohl hatte er sich lange nicht mehr gefühlt. Lana stürmte die Treppe hinauf, er konnte ihr kaum folgen, so schnell standen sie in ihrem Zimmer. Es war geschmackvoll eingerichtet, die Balance zwischen Kind und jungem Mädchen war ideal auf sie abgestimmt, fand er. „Es ist schön hier“, begann er. Sie sagte nichts mehr sondern wurde ganz still: „Hast Du mich gern?“ Mit diesen Worten setzte sie sich auf den Rand ihres Bettes. ‚Es muss schön sein, nachts durch das Dachfenster darüber die Sterne zu beobachten‘, dachte er bei sich. Er stellte sich vor, mit ihr gemeinsam zu träumen, ihr vorsichtig den Rücken zu streicheln, weil sie dabei immer so beruhigt und glücklich einschlafen konnte...

„Was machst Du da?“ entfuhr es ihm, als er sah, wie sie langsam die Knöpfe ihres Kleidchens öffnete. Er schluckte und konnte feststellen, dass das Kleid wirklich alles so gezeigt hatte, wie es wirklich war. Hatte sie es etwa deswegen angezogen? Er verspürte eine riesige Klammer, die seine Brust zuzuschnüren schien, er wehrte sich gegen seinen Wunsch. Aber Lana machte ihm deutlich, dass sie ihm komplett vertraute. Er nahm sie zärtlich in seine Arme und küsste sie vorsichtig auf die Stirn. Sie sah ihn glücklich an und gab ihm einen langen Kuss mitten auf den Mund. In ihm tobte ein Kampf: ‚NEIN, Du DARFST nicht!!! Aber sie WILL doch!!! Du weißt doch gar nicht, WAS sie will!!! Aber das kann sie mir doch SAGEN!!!‘
Egal wie dieser Kampf ausgehen würde, er konnte nur verlieren. Also ergab er sich seinem Schicksal…

Schweißgebadet und schwer atmend sprang er aus dem Bett. Sie lag noch immer dort wie ein unschuldiger Engel. Was hatte er getan?! Wie konnte er ihr das antun?! Seine Frau wachte auf und sah ihn fragend an, nachdem sie das Licht angeknipst hatte: „ Warum machst Du solch' einen Stress? Der Wecker klingelt doch erst in 4 Minuten! Mir ist kalt, kannst Du mich noch ein bisschen wärmen?“ Mit einem panischen „Toilette“ stürmte er aus dem Schlafzimmer. Erst langsam realisierte er, das er geträumt hatte. ‚Und was für ein Traum‘, dachte er sich, ‚da muss ich erst mal kalt duschen!‘

Beim Frühstück war er dieses Mal noch schweigsamer als sonst. Fast fluchtartig verließ er das Haus auf dem Weg zur Arbeit. Es war zwar nur ein Traum, aber er fühlte sich, als hätte er seine Frau betrogen. Einer seiner sehnlichsten Wünsche schien in Erfüllung gegangen zu sein: Zu einem Mädchen eine innige und zärtliche Beziehung aufbauen zu können.
Die Realität erschlug ihn beinahe! Was davon könnte Wirklichkeit werden, was davon wird nie passieren? Derart in Gedanken versunken näherte er sich dem Eingang des Nachbarhauses. Dort stand sie und wartete auf ihre Freundin. Sie war wegen der Kälte vermummt wie immer, es war nicht zu erkennen, ob ihr das Strickkleid wirklich so gut stehen würde. Er lächelte und grüßte zu den beiden Mädchen. Lana drehte sich dieses Mal zu ihm und winkte ihm freudestrahlend zu: „Heute ist ein ganz besonderer Tag! Meine Mutti hat es endlich erlaubt! Wir fahren heute schwimmen!“

Er wünschte ihr viel Spaß. Ja, sie hatte recht, heute war ein ganz besonderer Tag. Er wusste nicht, wo das alles hinführen wird, aber er gestand es sich zumindest in Gedanken ein – egal, was seine Frau dazu sagte!

‚Lana, ich liebe Dich!‘


Gruß
Denker
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Denker »

Nun bin ich doch schneller fertig geworden :D
Ich habe zwar schon zusammengestrichen und eingekürzt. Doch obwohl ich immer noch leicht über das Ziel der Zeichenbegrenzung hinausgeschossen bin, möchte ich nicht noch weitermachen, um den "Fluss" der Geschichte nicht wegzunehmen.

Gruß
Denker

Erfahrungen im Schnee

Es schneite immer wieder ein bisschen. Die Reifenspuren auf der Straße waren inzwischen nicht mehr zu erkennen. "Mal sehen, wie viel Schnee heute noch fällt." Frank sah Laura von der Seite an. Sie machte eine Bemerkung, als ob ihr das egal wäre, sagte aber nichts. Dass sie beide hier nebeneinander sitzen würden, war noch vor einer Woche nicht absehbar. Davor hatten sie sich noch nicht einmal gekannt. Allerdings war sie ihm gleich beim Einchecken in dem kleinen, gemütlichen Berghotel aufgefallen. Mit ihrer Mutter war sie früher als er zu der Woche Ski- Lehrgang angereist und saß jetzt in einem der kuscheligen Ledersessel im Foyer und musterte die Ankommenden. Sie war ein hübsches, groß gewachsenes, schlankes Mädchen. Er hatte sie zuerst auf 12 - 13 Jahre geschätzt und war angenehm überrascht, als er später erfuhr, dass die Woche Urlaub auf dem Berg ein Geschenk zu ihrem 10. Geburtstag war. Sie hatte ihn mit einem finsteren Blick angesehen. "Schade", dachte er sich in dem Moment, "so ablehnend wird sie bestimmt nicht sehr kontaktfreudig sein." Aber dann zeigte sie ihm, dass der erste Eindruck völlig falsch sein konnte.

Am kommenden Tag brachen sie in der gleichen Gruppe zu ihrer ersten Tages- Lektion auf Skiern auf. Dass sie dabei war, überraschte ihn, schließlich war er in der Gruppe der Fortgeschrittenen, weil er schon viele Jahre regelmäßig seinen Winterurlaub in den verschneiten Hochgebirgen verbrachte. Dass sie als einziges Kind dennoch richtig in dieser Gruppe aufgehoben war, erlebte er bei der ersten Abfahrt an diesem Tag. Laura konnte einfach perfekt mit den Skiern umgehen. Wie sie den Hang hinunter rauschte und dennoch alles unter Kontrolle hatte, war brillant. Dabei bewegte sie sich so anmutig, und selbst in ihrem gut wattierten Ski- Anzug war von ihrem grazilen Körper eine besondere Ausstrahlung zu spüren, welche es ihm nicht leicht machte, sich zu konzentrieren. Er konnte seinen Blick nicht mehr von ihr wenden und vergaß sogar seine eigenen Übungen. Beinahe hätte er das eine Mal die Ausfahrt von der Piste verpasst, so angetan war von ihrem Anblick. Nur die anderen Teilnehmer schienen nichts von der sie umgebenden Aura mitzubekommen. Vielleicht war das auch der Grund, warum Laura sein Interesse an ihr schnell bemerkte. Ihre Reaktion empfand er genauso ungewöhnlich wie erfreulich. Sie fuhr mal wieder perfekt ihre Übung zu Ende und hielt dieses Mal direkt neben ihm. Sich die Brille abnehmend fragte sie ihn: „Wenn wir nachher Mittag essen, wollen Sie sich dann zu meiner Mutti und mir an den Tisch setzen? Ich glaube, Sie sind allein hier oben auf dem Berg, und meine Mutti würde sich bestimmt über Ihre Gesellschaft freuen.“ Mit einem verlegenen Lächeln fügte sie hinzu: „Ich glaube, ich würde mich auch freuen…“ Und noch ehe er etwas erwidern konnte, rauschte sie schon wieder davon zu ihrer Mutter. Kurz darauf sah er sie intensiv mit ihr reden, wobei sie mehrfach in seine Richtung wies. Er freute sich sehr, schließlich war er fast 30 Jahre älter als sie und konnte nicht unbedingt davon ausgehen, für so junge Mädchen interessant genug zu sein. ‚Was sie wohl in mir sieht nach so kurzer Zeit?‘, hatte er sich gefragt. Schließlich kannten sie sich noch nicht einmal wirklich.

„Werden wir genug zu essen haben?“ Laura sah ihn fragend an. Er brauchte eine Weile um zu begreifen, so sehr war er in seinen Gedanken versunken. Aber er saß immer noch neben ihr im Auto. „Darüber brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Auch zu Trinken haben wir erst mal genug, ich weiß nur nicht, wie lange es warm genug bleiben wird.“ Weil die Fahrt vom Hotel auf dem Gipfel über die einzige Passstraße bis zum halbwegs bewohnten Gebiet immer ein paar Stunden dauerte, bekamen sie vom Hotel immer große „Fress-Pakete“ mit. Es war auch üblich, dass man sich unmittelbar vor der Abfahrt an der Rezeption abmeldete und seine Handynummer hinterließ. Schließlich konnte man nie wissen, was unterwegs so passieren würde.
Jetzt standen sie auf dem Parkplatz neben der Straße und hatten einen tollen Blick über die Täler und Berge in der Ferne. Die Luft war so klar! Es mussten hunderte Kilometer Sichtweite sein… Die plötzliche und wirklich unerwartete, warme Luftströmung durch das Gebirge zauberte ihnen den malerischsten Anblick. „Ist es nicht schön hier?“ Er reichte Laura noch einen zweiten Becher warmen Tee, den sie dankend annahm. Dabei griff sie mit beiden Händen zu, so dass sie seine Hand ein Weilchen festhalten konnte. „Es ist wirklich schön hier. Und es ist schön, dass Du bei mir bist. Ich fühle mich richtig geborgen bei Dir, als wenn ich Dich schon ewig kennen würde!“

Genau diese Vertrautheit hatten beide gleich am ersten Tag der letzten Woche gespürt. Es gab nach dem ersten Mittagessen keinen Moment mehr, an dem Laura und er nicht die Zeit miteinander verbrachten. Nun ja - meistens war auch ihre Mutter dabei. Frank fand diese auch sehr sympathisch, trotzdem hatte er deutlich mehr Interesse an Laura. Er bemühte sich dennoch, das nicht so deutlich zu zeigen – zumindest nicht ihrer Mutter. Diese genoss aber seine Anwesenheit und freute sich, dass ihre Tochter so glücklich war. Es hatte früher auch schon andere Situationen gegeben, wo Laura gegenüber Bekannten ihrer Mutter massive Ablehnung entgegengebracht hatte. So war es ihr bisher unmöglich, einen neuen Partner zu finden. Aber dieser Frank hatte etwas, und wie es der Zufall wollte, wohnte er tatsächlich im Nachbarort und war ein Nachbar einer Ihrer Arbeitskollegen.

„Die beiden letzten Tage waren die besten.“ Laura sagte das sehr leise. „Da war Mutti nicht mehr dabei und ich hatte Dich ganz für mich. Ist das gemein ihr gegenüber?“ „Nein.“ Seine Antwort war ehrlich. „Auch ich habe mich gefreut, dass sie Dir erlaubt hat, noch zu bleiben. Es wäre schade gewesen, wenn Du wegen Ihrer Arbeit Dein Geburtstagsgeschenk hättest abkürzen müssen. Außerdem konnten wir so die Zeit miteinander richtig genießen. Ich habe mich noch mehr gefreut, dass sie nichts dagegen hatte, als Du mit mir zurück fahren wolltest.“ Und mit einem Lächeln fügte er hinzu: „Wie es aussieht, werden wir noch etwas länger Zeit für uns haben. Lass uns noch einmal versuchen, Ihr Bescheid zu sagen. Vielleicht geht dieses Mal nicht die Mailbox ran.“
Sie hatten Glück und konnten Lauras Mutter die Situation schildern und ihre Sorgen weitestgehend zerstreuen. Dennoch fragte sie ihre Tochter: „ Ist es wirklich in Ordnung, dass Du so lange mit ihm allein im Auto sein wirst? Ich hätte das mit der Rückfahrt anders organisieren müssen.“ Laura machte es Spaß, Ihre Mutter ärgern: „Ach lass‘ mal Mutti, wenn es darum geht, da hatten wir im Hotel schon alle Zeit der Welt…“ Ihr schelmisches Lachen im Anschluss trug auch nicht gerade dazu bei, dass sich ihre Mutter besser fühlte. Aber das bemerkte Laura in dem Moment nicht.
Nach dem Gespräch dachte sie darüber nach, wie es wohl wäre, wenn ihre Mutter Recht mit ihren Gedanken hätte. Und sie erinnerte sich, wie sie mit ihren Freundinnen mal über Sex erzählt hatten und sich nach der Lektüre der „Bravo“ alle einig waren: „Ein Glück, dass wir noch keine Kinder wollen. Sonst müssten wir mit den Jungs auch schon so was machen!“ Dass auch ohne Kinderwunsch Sex interessant sein sollte, hatten sie erst später gelesen. Aber vorstellen wollten sie sich das nicht! Jetzt war sie allein mit Frank, und er war bestimmt nicht unerfahren. ‚Was ist, wenn er es nun mit mir machen will? Bin ich nicht noch viel zu jung? Wenn ich aber nein sage, wird er mich dann immer noch mögen?‘ So widerlich, wie sie früher mit ihren Freundinnen über Sex geredet hatte, fand sie den Gedanken daran zwar nicht mehr, aber sie hoffte doch sehr, sich nicht entscheiden zu müssen. ‚Vielleicht spinne ich ja auch, und Frank denkt über so was gar nicht nach?“ Wenn sie gewusst hatte, wie sehr Frank der Gedanke daran beschäftigte…
‚Es wäre eine Gelegenheit, die so schnell nicht wieder kommen wird. Aber ihre Freundschaft war noch so jung und so zerbrechlich. Außerdem hatte Sie bisher in keinster Weise irgendwelche Andeutungen gemacht, ob sie auch an Zärtlichkeiten interessiert ist.‘ Frank war hin und her gerissen. Von seiner Seite aus nicht aktiv zu werden, wäre die beste Alternative. Da war er sich sicher. ‚Wenn sie von sich aus aber eindeutige Wünsche äußern sollte?‘, Frank überlegte kurz, „Dann muss ich das ablehnen, jedenfalls für dieses Mal.“ Dennoch hoffte auch er sehr, sich nicht entscheiden zu müssen.
„Lass‘ uns noch eine Weile nach draußen gehen und das schöne Wetter nutzen.“ Seinen Vorschlag nahm Laura sehr gern an, und wenige Augenblicke später tollten sie wie zwei kleine Kinder durch den Schnee. Die Schneebälle flogen nur so durch die Lüfte. Es hätte niemand zwischen die beiden „Gegner“ kommen dürfen, er wäre sofort aufgrund der vielen Geschosse zu Eis erstarrt. Aber es war sowieso niemand hier oben. Sie waren ganz allein auf dem Parkplatz und spielten und balgten im Schnee vor der beeindruckenden Kulisse schneebedeckter Gebirgsketten. Sie waren einfach nur glücklich miteinander.

Der einsetzende Schneesturm traf sie wie ein Blitz. Vielleicht hatten sie nur die Vorboten nicht mitbekommen, vielleicht war es auch der Höhe geschuldet. Mit einem Schlag wurden sie von Windböen und Schneewirbeln eingehüllt, so dass sie Mühe hatten, sich auf den Beinen zu halten. „Schnell! Zurück in’s Auto!“ Frank ergriff Lauras Hand und zog sie hinter sich her. Zum Glück war es dort drinnen warm. Also zogen sie sich ihre Ski- Anzüge aus und schauten sich - immer noch abgekämpft vom Toben – glücklich in die Augen. „Genau deshalb hatte uns das Hotel vorhin angerufen. Sie haben uns nicht umsonst vor dem Wetterumschwung und der Weiterfahrt gewarnt und uns diesen Parkplatz als sicheren Unterschlupf empfohlen. Und sie hatten Recht. Wir hätten es in der Zeit auch nicht mehr zum Hotel zurück geschafft!“ Laura war überhaupt nicht besorgt. „Dein Auto ist groß genug. Irgendwie werden wir die Nacht schon überstehen. Morgen früh soll der Sturm wieder vorbei sein, haben sie gesagt. Also machen wir es uns gemütlich?“
Frank war froh, sich damals für diesen Landrover entschieden zu haben. Bei all‘ seinen bisherigen Winterurlauben wäre er auch gut mit einem vernünftigen Kombi ausgekommen. Heute jedoch freute er sich über den Platz und die Kopffreiheit auf der „Ladefläche“. Sie kippten noch die Lehne der Rückbank um, legten die für den Notfall mitgenommenen Decken aus und sahen sich wieder an. „Das ist ja eine richtige Spielwiese!“ Lauras Worte ließen ihn zusammenzucken, aber als er sie die UNO- Karten mischen sah, wurde ihm bewusst, wie schnell sie sich doch missverstehen konnten. ‚Oder wie meint sie es wirklich?‘ Ihren Blick aus den leicht zusammengekniffenen Augen konnte er nicht deuten. Dass sie dabei den Kopf auch noch etwas gesenkt hielt und gerade so unter ihren eigenen Augenbrauen hindurchsehen konnte, machte das Einschätzen noch schwieriger.
Sie spielten bis zum Abend Karten, erzählten dabei und legten sich nach dem Abendbrot zeitig Schlafen. Das Auto war warm, und sie hatten viel Platz. Trotzdem rutschten sie unter ihren Decken eng zusammen und spürten gegenseitig ihre Körperwärme. Bevor er das Licht ausschaltete, konnte er einen richtig verliebten Blick von ihr erhaschen. Frank küsste sanft ihre Stirn. Obwohl er sich sein Verhalten fest vorgenommen hatte, wartete er dennoch tief in seinem Innersten auf eine Reaktion von Laura. Diese kam jedoch nicht. Stattdessen erzählte sie weiter, bis sie merklich müder wurde. Nach einer Weile waren beide still, und sie schmiegte sich immer enger an seine Brust. Mit dem Rücken lag er schon längst am Radkasten, trotzdem freute er sich über jeden weiteren Millimeter, den sie ihn zusammendrückte. Sie waren beide glücklich. Er streichelte zärtlich über ihren Rücken, und sie genoss diesen Moment mit einem Schnurren und kuschelte sich noch dichter an ihn an. ‚Es wäre bestimmt wunderschön, wenn sie diese Berührung nicht nur durch ihren Pullover spüren könnte.‘ Diesen einfach hochzuschieben, wagte er aber nicht. Sie forderte ihn auch nicht dazu auf. Also blieben sie eng beieinander liegen und keiner traute sich etwas zu sagen.

Die Minuten verstrichen, draußen peitschte der Schnee gegen die Scheiben. „Ob Mutti mich mal bei Dir übernachten lässt, wenn wir wieder zu Hause sind?“, war ihre letzte Frage, bevor sie einschlief. Er hätte ihr sowieso keine Antwort darauf geben können. Das leise Fauchen der Standheizung war durch den heulenden Sturm kaum zu vernehmen. Aber selbst dieses Heulen wurde noch übertroffen durch sein laut pochendes Herz. ‚Morgen. Morgen…‘ Ob er wirklich Laura fragen würde, wie sie für ihn empfindet, ob sie genauso wie er den Wunsch nach noch mehr körperlicher Nähe verspürt? Er glaubte nicht daran, dass er den Mut dazu aufbringen würde. Aber es war schön, davon zu träumen.



edit: Formatierung aufgrund des vernünftigen Wunsches von Mitleser geändert
Denker
Zuletzt geändert von Denker am 12.11.2012, 14:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von Mitleser »

Uff, kannst Du da noch ein paar Absätze einfügen? Mein Auge weiß ja gar nicht, woran es sich festhalten soll... :?
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GLF-Wahlleitung
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Re: GLF-Literaturwettbewerb 2012

Beitrag von GLF-Wahlleitung »

Hallo Forenksiker,

bis zur Halbzeit wurden 5 Geschichten gepostet:

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Da geht noch mehr. Einsendeschluzz ist der 6. Dezember.
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