Hallo Michael,
> Leider kann man auch bei "synthetischen Pornos" ebenso wie bei frei > erfundenen Geschichten eine Grund finden, sie zu verbieten: Der > Grund liegt in der _Möglichkeit_, daß Menschen durch solche > Geschichten oder Bilder so weit angeregt werden könnten, daß sie > schließlich meinen, das gesehene selbst ausprobieren zu müssen.
Das läuft auf die Theorie hinaus, dass der Konsum von Gewaltpornographie, zu der jede sexuelle Darstellung eines Kindes gezählt wird, zur sexuellen Gewalt führt. Das ist die Kernlegitimierung, auch von strafrechtlicher Seite.
In einem Punkt sind wir uns aber sicher einig, einen Pädo dafür zu bestrafen in sein _eigenes_ Tagebuch zu schreiben oder eine Geschichte für sich _selbst_ zu schreiben, dass darf nirgendwo in einem Gesetz stehen. Hierbei geht es bereits um die "Freiheit des Gedankens", nicht mal "nur" um die Meinungsfreiheit. Wenn ein Mensch das Gefühl hat, dass selbst das alleinige Aufschreiben seiner Gedanken bereits ein Verbrechen ist ... Art. 19 GG Abs. 2, "In keinem Fall darf ein Grundgesetz in seinem Wesensgehalt angetastet werden."
Unsere Meinungsfreiheit einzuschränken, darüber kann man diskutieren, dafür muss dann aber weit mehr als eine "Möglichkeit". Ein Nachweiß, dass der Konsum von Geschichten, Zeichnungen etc. zur sexuellen Gewalt gegen Kinder führt ist hier einen Voraussetzung, die von der Regierung nicht erbracht wurde, aber die Legitimierung der letzten Reform war. Wir reden hier nicht über irgendetwas, sich anderen Menschen mitzuteilen ist ein _Menschenrecht_ und eines der wichtigsten überhaupt.
Was Deutschland so schwach in diesem Punkt macht, ist die fehlenden grundgesetzliche Absicherung, was überhaupt eine Meinung ist. Zensieren von Erwachsenenpornographie ist nicht möglich, weil sie als Meinungsfreiheit eingestuft wird ... wenn es in den Geschichten um Kinder geht, dann ist es keine Meinung mehr? Rosa Luxemburg "Freiheit, ist die Freiheit des anders Denkenden".
Wie Du ja sagst, es ist erstaunlich wie "sicher" sich die alte Regierung da war, obwohl es in der Debatte bereits heftige Kritik gab, dass man so weit nicht mehr gehen darf. Ist vermutlich nur ein Zufall, dass dieses "harte Durchgreifen" immer kurz vor eine Bundestagswahl erfolgte. 1993 (Besitzverbot) und 1997/98 (wirklichkeitsnahe Darstellungen) ...
> Ich bin mir freilich nicht sicher, was überwiegt: Die _Möglichkeit_
Es gibt genügend Untersuchungen, die zeigen, dass es keinen Kausalzusammenhang zwischen dem Konsum von Gewaltpornographie und resultierender sexuellen Gewalt gibt und glaube mir, gerade in den USA hat man händeringend versucht diesen endlich zu erbringen. Im Gegenteil, in den Untersuchungen zeigt sich, dass es einen umgekehrten Zusammenhang gibt. Der Konsum senkt die sexuelle Gewalt.
Ich hänge vielleicht einfach mal ein älteres posting von mir unten an, da sind ein paar Informationen drinnen. Generell sind zwei Wissenschaftler hier sehr wichtig, im Bezug auf die Kinderpornographie. Das ist Prof. Berl Kutchinsky (Dänemark) und Ayako Uchiyama. (Japan) In beiden Ländern war ein erheblicher Rückgang der Vergewaltigungsraten, besonders im Bezug auf Kinder zu verzeichnen. Der Rückgang konnte nicht mit etwaiger, geringerer Anzeigebereitschaft erklärt werden und es wurde ein Kausalzusammenhang, mit der _freien_ Verfügbarkeit von Pornographie gefunden. Besonders in Japan, wo Gewaltpornographie weit verbreitet ist, zeigte sich das am Intensivsten. Grüße linus
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National Research Council's Panel on Understanding and Preventing Violence kam 1993 zu dem Ergebnis: "Nachweisbare empirische Zusammenhänge zwischen Pornographie und Sexualverbrechen im allgemeinen sind vage oder nicht vorhanden." (Albert J. Reiss, Jr. u. Jeffrey A. Roth (Hg.), "Understanding and Preventing Violence" 1993)
Edward Donnerstein, Daniel Linz, Steven Penrod sind führende Wissenschaftler, die sich mit dem vermeintlichen Kausalzusammenhang zwischen sexuell anschauchlichem Material und sexueller Gewalt beschäftigen. Sie weisen die Annahme des Kausalzusammenhanges in dieser Richtung weit von sich. (Daniel Linz, Steven D. Penrod u. Edward Donnerstein, "The Attorney General's Commission on Pornography: The Gaps between Findings and Facts", American Bar Foundation Research Journal 4, S. 723, 1987)
Prüfung des wissenschaftlichen Forschungsmaterials, das im Auftrag der Meese-Pornography Commission durchgeführt wurde: Prof. Edna Einseidel und Generalstabsarzt der US. Army C. Everett Koop konnten keine Verbindung zwischen erniedrigender Pornographie und Sexualverbrechen oder Aggressionen herstellen. (Edward Mulvey u. Jeffrey Haugaard, Surgeon General's Workshop on Pornography and Public Health", Arlington, Virginia 1986)
Darüber hinaus zeigen einige Studien einen umgekehrten Kausalzusammenhang, dass die Verfügbarkeit von Pornographie weniger sexuelle Gewalt bedingt.
Prof. Berl Kutchinsky Universität Kopenhagen Milton Diamond (Universität von Hawaii) Ayako Uchiyama (National Research Institute of Police Science, Tokyo) haben sich dabei auch speziell mit Kinderpornographie beschäftigt.
Allgemein wurde von Kutchinsky in einem Forschungsbericht 1991, der von der Regierung in Auftrag gegeben wurde, enthüllt, dass die nichtsexuellen Gewaltverbrechen in Dänemark, Schweden und Westdeutschland zwischen 1964 und 1984 um 300% gestiegen waren, die Vergewaltigungsrate aller drei Länder, aber während dieses Zeitraumes entweder zurückging oder konstant blieben, obwohl diese Länder gleichzeitig ihre Verbote sexueller Materialien erheblich lockerten.
Speziell die Sexualverbrechen gegen Mädchen sanken von 1965 bis 1982 in Dänemark von 30 pro 100.000 auf 5 pro 100.000.
In Japan sind sexuell anschauliche Materialien leicht erhältlich und gerade Themen wie Fesslung, Vergewaltigung und Gewalt nehmen dabei einen großen Raum ein. Zwischen 1964 und 1974 nahmen die Vergewaltigungsdelikte um 45% ab. Die Vergewaltigungsrate in Japan beträgt jetzt 2,4 pro 100.000 Menschen, im Vergleich zu 34,5 pro 100.000 in den Vereinigten Staaten, obwohl eben Gewaltpornographie in Japan weitaus mehr verbreitet ist.
Selbst bei den Studien von Sexualstraftätern, gelangt man zu dem Ergebnis, dass Sexualtäter signifikant weniger Umgang mit sexuell anschaulichem Material hatten, als die meisten anderen Männer und dass sie mit derartigem Material auch erst später im Leben in Berührung kamen als Nichttäter. Eine große Anzahl unter ihnen wurde als Teenager bestraft, wenn sie derartige Materialien angesehen haben und sie empfinden häufig sexuelle Bilder eher als beklemmend, als sexuell anregend.
Das wird auch von Edward Donnerstein Universität Kalifornien in Santa Barbara gestützt: "Eine große Fülle von Forschungsmaterial stützt in hohem Maße die Theorie, dass der Umgang mit Erotika bei Leuten, die zur Aggressivität neigen, die aggressiven Reaktionen reduzieren kann."
Ebenfalls John Money, von der John Hopkins Medical School, der ein anerkannter Experte über sexuelle Gewalt ist, äußert sich ähnlich. Er sagt, dass "die meisten Menschen mit einer sexuell kriminellen Veranlagung eine strenge, antisexuelle und restriktive Erziehung erhalten hätten".
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