Adlerflügel
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Plötzlich aufziehender Nebel auf den Höhen des Thüringer Waldes. Wer das schon einmal erlebt hat, weiß wie schnell das geht. Mit einem Schlag verändert sich die sonst vertraute Umgebung. Orientierungspunkte fehlen und man hat den Eindruck, sich in völlig unbekanntem Gebiet zu bewegen. Vor zweieinhalb Jahren hatte ich das stärkste Erlebnis dieser Art. Wir waren mit einer Kindergruppe unterwegs zu einer Skitour. Ich hatte die Gruppe mit 9 Anfängern. Es war ein Chaos. Alle paar Meter lagen die Kinder in einem schier unentwirrbaren Knäul ineinander verkeilt im Schnee. An vorwärtskommen war gar nicht zu denken. Es war auch die erste Tour und eigentlich wollten wir nur sehen, wer wie gut Skilaufen kann. Nur so eine Stunde... Aber es kam ganz anders. Nebel. Mit einem Schlag. Dazu setzte genauso schnell die Dämmerung ein, die in den Bergen im Winter sehr schnell kommt. "Macht nichts," dachte ich. "Ich kenne doch das Gebiet sehr genau." Also auf, den Rückweg angetreten. Der Nebel war inzwischen so dicht, daß wir nur noch einige Meter weit sehen konnten. Wir verpaßten die entscheidende Weggabelung. Sie war einfach nicht zu sehen. Und das sonst untrügliche Gefühl für Zeit im Gelände war durch den Nebel und die immer wieder hinstürzenden Kinder auch abhanden gekommen. Ein Junge verkeilte sich mit seinen Ski bei einem Sturz in einem umgestürzten Baum. Es dauerte bestimmt eine Viertelstunde, ehe er wieder auf den Brettern stand und es weitergehen konnte. Und so verging die Zeit. Es wurde Dunkel. Nun war auch klar, daß wir uns verfahren hatten. Wir mußten auf einem Weg sein, den ich noch nie gegangen war. Verzweiflung beschlich mich allmählich. Aber die Kinder waren noch fröhlich. Bis sich auch das änderte. Und irgendwann hatten alle begriffen: wir haben uns verfahren. Als dann bei einem Mädchen noch eine Bindung riß, war es zuviel. Mutlos und am Ende ihrer Kraft ließen sich alle in den Schnee fallen. Was nun? Wie weiter? Wir teilten unsere Lebensmittel. Ein paar Brausebonbons. Und dann fiel mir ein Wort aus der Bibel ein. Das einzige, was mir noch einfiel. Da hat Gott ein Versprechen gegeben und sagt: "Aber alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft." (Jes 40, 31)Davon habe ich den Kindern erzählt. Und dann haben wir gebetet. Das kam aus tiefstem Herzen. Wir haben Gott an sein Versprechen erinnert und ihn gebeten, uns diese Kraft zu geben. Und dann sind wir zurück gefahren. Das schien der einzige Weg zu sein, wenn wir denn einen Weg finden sollten. Ich vorneweg, mit den kaputten Ski auf den Schultern. Blick immer nach oben, denn ein Weg unter den Füßen war nicht mehr zu sehen. Aber über uns hob sich ein dunkelblauer Schimmer aus der uns umgebenden schwarzen Masse ab. Das mußte der Weg sein. Sehen konnten wir uns nicht mehr. Jeder mußte einen Skistock seinem Hintermann zum Anfassen reichen, damit wir uns nicht verlieren konnten. Das erste, was mir nach einiger Zeit auffiel, war, daß niemand mehr stürzte. (Das war auch das einzige Mal, in dieser Woche) Irgendwann sagte ein Mädchen: "Ich hab gar keine Angst mehr." Und dann fragte jemand: "Machen wir morgen eine Nachtwanderung?" Da begriff ich, daß wir Gott gerade in voller Aktion erlebten. Von Müdigkeit, Hunger oder Angst, war keine Spur mehr. Fröhlich schwatzend und lachend tasteten wir uns durch die Nacht. Irgendwann stießen wir durch Zufall oder besser Führung, an einen großen Steinhaufen, der als Wegmarkierung an einer Kreuzung aufgeschichtet war. Gesehen haben wir ihn nicht. Einen Meter rechts oder links und wir wären daran vorbeigefahren. Aber von diesem Punkt aus kannte ich den Weg auch mit geschlossenen Augen zurück. Da haben wir Rast gemacht. Und gesungen. Und Gott gelobt. Und dann ging es weiter. Irgendwann nach Mitternacht kamen wir munter und voll von dem eben erlebten in unserem Quartier wieder an. Als ich dann nach einer Woche zum Abschluß dieses Versprechen Gottes noch einmal vorgelesen haben, riefen die, die in jener Nacht dabei gewesen waren durcheinander: "Das haben wir erlebt! ... Das stimmt ja wirklich!" Ja, es stimmt wirklich. Mich hat dieses Erlebnis beschämt, weil mir wieder einmal bewußt geworden ist, wie wenig ich Gott zutraue. Jedesmal staune ich neu, wenn er Gebete erhört, wenn er das wahr macht, was er versprochen hat. Dabei weiß ich doch längst, wie großartig seine Hilfe ist. Vielleicht brauchst du das in dieser Woche besonders, Adlerschwingen und Kraft, schier unmögliches zu meistern. Dann bitte Gott doch einfach. Er hält, was er verspricht. Du wirst staunen. Ich wünsche dir eine gute neue Woche unter Gottes Schutz und Segen Andreas |
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