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Annika
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Re: KEIN Adolf Grimme Preis für: Sexobjekt Kind

Beitrag von Annika »

Mich deucht ich wär ein Huhn!

sexy Kinder bei einer Preisverleihung

very unsexy
Dumm fickt gut. Noch Fragen ??
Gelöscht_10
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Re: KEIN Adolf Grimme Preis für: Sexobjekt Kind

Beitrag von Gelöscht_10 »

Die Gewinner stehen nun fest und vielleicht haben wir ja wirklich unseren kleinen Anteil daran, dass diese Reportage nicht gewonnen hat. Ich stelle hier mal die EMail Version rein, die an alle Jury Mitglieder ging. Wirklich zufrieden bin ich zwar nicht, aber viel wichtiger ist doch, dass man überhaupt auf Missstände aufmerksam macht. Hätte ich alles erwähnt was ich mir auf mehreren A4 Seiten notiert habe, wäre der Brief deutlich länger geworden. Aber es hat so schon genug Zeit gekostet.
Sehr geehrte Damen und Herren,

auf der Homepage des NDR habe ich von der Nominierung der Reportage "Sexobjekt Kind" zum Adolf-Grimme-Preis 2010 erfahren. Ich begrüße es sehr, wenn Menschen sich für den Schutz von Kindern einsetzen und auf Probleme und Schwachstellen aufmerksam machen. Die nominierte Reportage von Autor Sebastian Bellwinkel ist jedoch deutlich über das Ziel hinausgeschossen. herr Bellwinkel scheint sich mit seinem Beitrag mehr gegen pädophile Menschen zu wenden als sich dem eigentlichen Schutz der Kinder zu widmen. Ich möchte Ihnen im folgenden erläutern, warum ich eine Nominierung oder gar Auszeichnung der Reportage für den Adolf-Grimme-Preis nicht für richtig halte.

In der Reportage "Sexobjekt Kind" werden pädophil empfindenden Menschen triebhafte Impulse und eine gestörte Wahrnehmung unterstellt, immer wieder wird in der Reportage "Sexobjekt Kind" das Klischee des pädophilen Sexmonsters als eine Art tickende Zeitbombe propagiert. Dass Pädophile sich in Kindern - als menschliche Wesen mit all ihren Stärken und Schwächen - verlieben, wird an keiner Stelle erwähnt. Ebenso lässt man es aus, dass Pädophilie keineswegs nur die sexuelle "Gier" nach Kindern ist. Herr Bellwinkel verschweigt die Tatsache, dass Pädophilie auch die emotionale Zuneigung zu Kindern bedeutet und eine Vielzahl der pädophilen Menschen aufgrund der sexuellen Orientierung gänzlich auf ihr Sexualleben verzichten.

Viel schlimmer noch - es wird suggeriert, dass Kindesmissbrauch in der Regel durch pädophile Menschen erfolgt. Dabei verfehlt man das eigentliche Ziel der Reportage gänzlich, denn bei den meisten Missbrauchsfällen handelt es sich bei dem Täter nicht um einen Pädophilen, sondern um eine nahestehende Person innerhalb der Familie (dass Pädophile nur etwa einen Anteil von etwa 1 - 12 % der Täter bei sexuellem Kindesmissbrauch ausmachen ist mehreren wesentlichen Dunkelfeldstudien von anerkannten Wissenschaftlern zu entnehmen). Der typische Tätertyp ist nicht pädophil sondern sadistisch veranlagt - er greift auf das Kind als Ersatzobjekt zurück. DAS sind die eigentlich schlimmen Taten, wenn ein Kind unter Gewalt, Druck oder Zwang gar vom eigenen Vater oder Stiefvater vergewaltigt wird.

Herr Bellwinkel greift bei der Reportage auf stilistische Mittel zurück, die den Zuschauer in Angst und Wut versetzen, das ist ihm wahrlich gut gelungen. Mit traurig gestimmten Hintergrundton wird von Sexualmorden in Verbindung mit sexuellem Kindesmissbrauch berichtet. Auch hier versäumt er jedoch, zu erwähnen, dass in der zuletzt vorliegenden polizeilichen Kriminalstatistik (PKS 2008) nicht ein einziger solcher Fall auftaucht (2007: 1 Fall). Es wird Panik geschoren wo es gar nicht notwendig ist. Warum zeichnet man nicht eine Reportage aus, die über die jährlich 50 bis 60 toten Kinder im deutschen Straßenverkehr berichtet?

Immer wieder wird eine Zahl von jährlich 200.000 in Deutschland sexuell missbrauchten Kindern in den Raum gestellt. Am Wahrheitsgehalt dieser Aussage lässt man keine Zweifel. Tatsächlich gibt es Bundesweit jährlich etwa 2.700 Verurteilungen nach den §§ 176 ff. (PKS Schlüssel 13100; Zahlen siehe "Lange Reihen zur Strafverfolgungsstatistik", Statistisches Bundesamt, 2007), nimmt man die in der Wissenschaft immer wieder erwähnte Hellfeld - Dunkelfeld Relation von 1 : 5 an, dann kommt man auf etwa 13.000 Fälle jährlich. Diese Zahl schließt sexuelle Kontakte aller Art mit Personen unter 14 Jahren ein, sowohl intensives zärtliches Küssen als auch alle einvernehmlichen Kontake mit geringfügigstem Altersunterschied.

Ich möchte auf die genannten Zahlen gerne näher eingehen: Wenn z.B. ein 13-jähriges Mädchen mit ihrem 14 jähreigen Freund Zärtlichkeiten austauscht, dann taucht dies ebenso in der Statistik der sexuellen Missbrauchsfälle auf wie die Vergewaltigung eines kleinen Kindes durch einen älteren Mann. Das Gesetz schreibt es so vor - ohne Wenn und Aber. Auch wenn in der Reportage vermittelt wird, dass die Täter meistens ältere Männer sind, so sind tatsächlich in etwa 1/3 aller Fälle die Täter selbst noch unter 21 Jahre.

Die Zahl von "200.000 Fällen sexueller Gewalt an Kindern" hat nicht den geringsten Bezug zur Realität: Bei etwa 8% der Fälle "sexuellen Kindesmissbrauchs" wird der Beischlaf oder ähnliche Handlungen vollzogen (PKS Schlüssel 131500; nach § 176a Abs. 2 Nr. 1 StGB; das schließt vaginalen, oralen, analen Verkehr und ähnliche Handlungen ein). Nimmt man diese Zahlen und errechnet somit alle Fälle sexuellen Missbrauchs (inklusive nicht vollendete (Versuche ohne Tathandlung) und Dunkelfeld) von Kindern durch über 21-jährige Personen bei denen der Beischlaf oder ähnliche Handlungen vollzogen wurde, so kommt man auf eine Zahl von etwa 800 Fällen jährlich. Verrechnet man diese Zahl noch mit der Höchstgrenze des oben genannten Anteils pädophiler Täter bleiben ganze 100 solcher Fälle durch pädophile Täter jährlich übrig. Ich wiederhole: inklusive Dunkelfeld.

Eine Aussage wie "50% weniger Rückfälle heißt 50% weniger Opfer" soll wohl suggerieren, dass man am besten alle Sexualstraftäter lebenslänglich einsperren sollte. Dass man sich damit nur in trügerischer Sicherheit wähnt (anhand der Rückfallquoten wären es tatsächlich 'nur' etwa 6% weniger Opfer), daran scheint keiner zu denken. Genauso schlecht recherchiert ist die Behauptung, dass pädophile Menschen bei dem Projekt "Kein Täter werden" der Berliner Charité nicht abgelehnt werden. Das Gegenteil ist der Fall - über 90% der Hilfesuchenden werden abgelehnt. Herr Beier und sein Team such sich gezielt Fälle heraus, vor allem bereits straffällig gewordene Menschen.

Die oben genannten Kritikpunkte waren nur ein kleiner Auszug dessen was ich zu kritisieren habe. So werden zum Beispiel Horrorzahlen zu kinderpornographischen Schriften auf Computern von mutmaßlichen Tätern genannt. So spricht man von 182 nicht ausgewerteten Fällen, einer Datenmenge von 48 Terrabyte und rechnet diese pauschal auf 365 Millionen (365.000.000) Bilder hoch. Dass diese Datenmenge tatsächlich ALLE Daten, wie legale DVD's, CD's oder ganz normale Systemdateien von Windows oder von Spielen und Office-Programmen einschließt erwähnt man nicht. Wie hoch der Anteil kinderpornographischen Materials tatsächlich ist, sagt man vermutlich deshalb nicht, weil dieser vernichtend gering ist.

So berichtet z.B. Rechtsanwalt Vetter auf seinem Blog (http://www.lawblog.de) von einem Fall wo angeblich 50.000 Bilder sichergestellt wurden. Tatsächlich fanden die Ermittler am Ende gerade mal ein halbes dutzend Bilder, die als kinderpornographisch durchgehen könnten. Der Staatsanwalt und das Gericht sahen dahingegen keine einzige Datei als Kinderpornographie an. Das Leben eines solchen Mandanten ist dennoch zerstört, denn die Nachbarn oder Presse interessieren sich nicht mehr dafür, da Gerüchte, Hass und Wut bereits die Runde durch das Dorf gemacht haben. Leider sind solche Fälle viel häufiger als die tatsächlichen Verurteilungen. Damit, dass der Reporter, Herr Bellwinkel, die Gerichte oder Staatsanwälte unter Druck setzt ist, niemandem geholfen.

Es fällt mir schwer, eine Reportage, die den Schutz von Kindern zum Ziel hat und auf Probleme aufmerksam machen will, als Hetzjagt zu verurteilen. Im Grunde ist "Sexobjekt Kind" aber nichts anderes. Es wird Angst- und Panikmache betrieben, Fakten und Tatsachen verfälscht dargestellt und Zahlen ungeprüft in den Raum geworfen. Diese Reportage scheint mir viel mehr der Profilierung des Autors auf Kosten einer sexuellen Minderheit als den eigentlichen Schutz der Kinder zu dienen. Ehrlicher und gut recherchierter Journalismus - der durch den Adolf-Grimme-Preis eigentlich ausgezeichnet werden sollte - sieht anders aus.

Mit freundlichen Grüßen
lg kim
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in Deiner Welt, die mir ganz und gar gefällt.

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sus
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Re: KEIN Adolf Grimme Preis für: Sexobjekt Kind

Beitrag von sus »

ich finde unsere email trotzdem, am besten ;P


hab leida keine kopie von, aber was solls :>
Ich frage mich, wie unendlich schön es sein muss, alles Leben auf der Welt zu überdauern. Asche ist soooo~ schön. Ich wünschte, die Welt würde noch heute anfangen zu brennen c.c
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gelöscht_05
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Re: KEIN Adolf Grimme Preis für: Sexobjekt Kind

Beitrag von gelöscht_05 »

@ kimberly

Der Protestbrief war auch gut. Habe gleich einen Link bei K13online nach hier in die Kommentare geschrieben.

Maximo
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